Wiesbaden. Der Hessische Bevollmächtigte für Integration und Antidiskriminierung, Staatsekretär Kai Klose, stellte heute die Ergebnisse des vierten Hessischen Integrationsmonitors vor. „Seit 2005 hat sich der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Hessen von knapp 24% auf 30% erhöht. Etwa zwei Drittel von ihnen sind selbst zugewandert, ein Drittel ist hier geboren. Rund die Hälfte der Personen mit Migrationshintergrund besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit“, erklärte der Staatssekretär.
„Auch, wenn immer noch strukturelle Ungleichheiten zwischen den Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund bestehen, zeichnet sich in vielen integrationspolitischen Themenfeldern über den gesamten Zeitraum hinweg eine deutlich positive Entwicklung ab. Die festgestellten Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund haben sich bei den meisten Indikatoren stetig verringert“, betonte Klose. Mit dem Hessischen Integrationsmonitor steht der Hessischen Landesregierung ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Verfügung, das Einblicke in die verschiedenen integrationspolitischen Handlungsfelder ermöglicht. Im neuen Bericht sind die Entwicklungen der Integration noch aussagekräftiger, da sich der Beobachtungszeitraum nun auf die Jahre 2005 bis 2015 und teilweise sogar bis 2016 und 2017 erstreckt.
Das Migrationsgeschehen hat durch die Fluchtzuwanderung quantitativ an Dynamik gewonnen. Die Zahl der Geflüchteten hatte 2015 einen Höhepunkt mit fast 80.000 Zugängen erreicht, die Zahl ist seitdem deutlich rückläufig. „Den Geflüchteten, die länger bleiben werden, soll die Integration in die hessische Gesellschaft ermöglicht werden“, so Klose. So wurde bereits im Jahr 2016 das WIR-Programm durch das neue Programm „MitSprache – Deutsch 4U“ ergänzt und von 3,1 Millionen Euro auf 4,6 Millionen Euro ausgeweitet. In den „Deutsch 4U“-Kursen bekommen Geflüchtete die Gelegenheit zum niedrigschwelligen Erwerb der deutschen Sprache. Im Integrationsmonitor zeigte sich auch, dass fast ein Drittel der Familien mit Migrationshintergrund sich untereinander vorwiegend in deutscher Sprache unterhalten.
Erfreut zeigte sich Klose darüber, dass die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund in hessischen Kitas weiterhin auf hohem Niveau mit 91% und damit nur knapp unter der Quote von Kindern ohne Migrationshintergrund (93%) liege. Ein zentraler Indikator für die Teilhabe an Bildung ist auch der Schulabschluss. Der Staatssekretär hob positiv hervor, dass der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die das Abitur bestehen, gegenüber 2010 von 18 auf 21 Prozent gewachsen sei. Zudem sei der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die die Schule ohne Abschluss verlassen, in Hessen mit 5 Prozent im Bundesvergleich sehr gering. Das Gefälle zwischen Schülerinnen und Schülern ohne und mit Migrationshintergrund sei aber nach wie vor deutlich, hier bestehe weiterhin Handlungsbedarf. „Unser Ziel ist es, die Bildungsabschlüsse der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund schrittweise zu verbessern und langfristig denen der Schulabsolventen ohne Migrationshintergrund anzugleichen“, ergänzte der Staatssekretär.
„Um Integrationspolitik nachhaltig planen, entscheiden und gestalten zu können, bedarf es einer fundierten Grundlage. Der Hessische Integrationsmonitor beleuchtet anders als andere Monitore nicht nur den strukturellen Bereich der Integration – Arbeitsmarkt und Bildung – sondern bemüht sich auch um Einblicke in die. Dimensionen der sozialen, kulturellen und identifikativen Integration. Wir arbeiten ständig an seiner Weiterentwicklung. So nimmt der Monitor eine Vorreiterrolle nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa ein“, erläuterte Klose die Einordnung des Monitors in die bundesweite Sozialberichterstattung.
Ein zentraler Indikator für die Integration in Arbeit sei die Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationshintergrund, der sich im Berichtszeitraum ebenfalls positiv entwickelt habe (2005: 58,4% zu 2015: 64,7%). Die Erhöhung der Erwerbstätigkeit zugewanderter Frauen sei wichtig; ihre Erwerbstätigenquote bliebe mit nur knapp 58 Prozent deutlich hinter der der Frauen ohne Migrationshintergrund zurück (fast 74 Prozent). Dies habe längerfristige Auswirkungen auch auf die soziale Absicherung dieser Frauen, so Klose.
„Erfreulich aus integrationspolitischer Sicht ist, dass sich auch im vierten Integrationsmonitor in vielen integrationspolitischen Themenfeldern eine positive Entwicklung abzeichnet. Die im ersten Betrachtungsjahr 2005 festgestellten Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund haben sich bei vielen Indikatoren, wie beispielsweise der Erwerbslosenquote oder der Stellung im Beruf, verkleinert“, fasste Klose zusammen. Zudem sei positiv festzustellen, dass Personen mit Migrationshintergrund zunehmend seltener Diskriminierung aufgrund der Herkunft erfahren.
„Wir sind also auf dem richtigen Weg. Die weit überwiegende Mehrzahl (94 Prozent) aller Personen mit Migrationshintergrund fühlt sich auch wohl in Hessen.“ Das Landesprogramm ‚WIR‘ trage durch gezielte fachliche Impulse maßgeblich zur Weiterentwicklung der hessischen Integrationspolitik bei, ergänzte Klose. Ab 2018 wurden die Mittel nochmals von 8,85 Mio. Euro auf 10,05 Mio. Euro erhöht.
„Unser Land ist für mich ein Beispiel für die offene und tolerante Gesellschaft, die Zuwanderung erfolgreich meistert. Entscheidend ist, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft dazugehören und die gleichen Chancen auf Teilhabe in allen zentralen Lebensbereichen haben. Niemand darf ausgegrenzt werden. Wir arbeiten gemeinsam an der Beseitigung der Zugangsbarrieren“, so Kai Klose abschließend.
Hintergrund:
Der erste landesweite Hessische Integrationsmonitor erschien 2010, die nächsten beiden wurden 2013 und 2015 veröffentlicht. Der Integrationsmonitor zeigt, wie sich die Zuwanderung sowie die Teilhabe Zugewanderter in verschiedenen Bereichen im Lauf der Zeit entwickelt und inwieweit sich Vielfalt im gesellschaftlichen Leben und den Institutionen widerspiegelt. Dazu weist er aktuell 75 Indikatoren aus, die mit Daten aus 25 Datenquellen berechnet werden. Ein gesonderter Teil beschäftigt sich mit geflüchteten Menschen.
Der Hessische Integrationsmonitor wird demnächst auf der Internetseite www.integrationskompass.de abgerufen werden können.