Zum ersten Mal findet in Hessen eine Konferenz zum Thema Integrationspolitik in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel statt. Die Konferenz „Migrationsgesellschaften im Wandel – Israel und Deutschland“ heute im Hessischen Landtag zeichnet ein differenziertes Bild des Einwanderungsalltags in beiden Ländern. Dabei werden insbesondere die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Gesellschaften betrachtet. Der Vergleich soll auch Deutschen mit Migrationsgeschichte ermöglichen, an gemeinsame biografische Erfahrungen mit Israelis anzuknüpfen.
Die israelische Generalkonsulin Sandra Simovich wurde durch den Integrationsvertrag des hessischen Sozial-und Integrationsministers Kai Klose mit der Bildungsstätte Anne Frank zum Thema „Antisemitismus und Rassismus in der Migrationsgesellschaft“ auf das hessische Projekt aufmerksam und betont: „Israels sehr heterogene Gesellschaft ist auch die Basis für unsere wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. Gerade Einwanderer haben weniger Angst vor einem Neuanfang und sind zwangsläufig risikofreudig und kreativ. Ihr Erfindungsreichtum und Innovationsdrang trugen dazu bei, aus einem überwiegend landwirtschaftlich geprägten Land eine High-Tech-Nation zu machen, die heute weltweit ein Spitzenreiter in Wissenschaft und Technologie ist. Eine Einwanderernation ist eine Unternehmernation, wenn man die Menschen machen lässt, ihnen die Freiheit gibt sich zu entfalten und sie dabei unterstützt. Daher würde ich behaupten, dass Einwanderung in Israel zwar als Herausforderung, aber auch als große Chance und insgesamt als positiv gesehen wird.“
Die Hessische Landesregierung unterstützt im Rahmen des Integrationsvertrags das Projekt gegen „Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung in der Migrationsgesellschaft“ mit jährlich ca. 58.000 Euro. Der hessische Minister für Soziales und Integration, Kai Klose: „Angriffe auf Minderheiten sind Angriffe auf den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, sie betreffen uns alle. In einer Gesellschaft, die solche Ausgrenzungen und Angriffe zulässt, ist niemand sicher. Gerade der Antisemitismus hat in Deutschland eine besonders schändliche Tradition und er hat den Nationalsozialismus in manchen Köpfen leider überdauert. Zusätzlich ist es wichtig, auch die Sorge und die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden in Deutschland mit einem spezifischen Antisemitismus, der von Zugewanderten ausgeht, ernst zu nehmen. Darum kooperieren wir in diesem Feld mit der Bildungsstätte Anne Frank. Im Rahmen des Projekts ‚Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung in der Migrationsgesellschaft‘ bieten wir Austauschplattformen, um Allianzen zu schmieden.“
Als Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen entwickelt die Bildungsstätte Anne Frank innovative Konzepte und Methoden, um Jugendliche und Erwachsene für die aktive Teilhabe an unserer offenen und demokratischen Gesellschaft zu stärken. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, erklärt: „In Deutschland werden Judentum und Israel oft nur mit dem Fokus auf den Holocaust oder den Nahostkonflikt thematisiert. Mit der Konferenz im Wiesbadener Landtag wollen wir den Fokus weiten und die ebenfalls sehr wichtigen und relevanten Fragen der Migration und Vielfalt in der israelischen Gesellschaft im Vergleich mit der deutschen Migrationsgesellschaft diskutieren. Wir freuen uns, dass der Integrationsvertrag mit dem Land Hessen uns die Gelegenheit gibt, ein differenziertes Bild des Einwanderungsalltags in beiden Ländern zu zeichnen und so neue Impulse für den Migrationsdiskurs setzen zu können. Wir danken Minister Kai Klose für die tolle Zusammenarbeit bei der Planung dieser gemeinsamen Konferenz.“