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Sozial- und Integrationsminister Kai Klose: „Wir wollen Sportlerinnen und Sportler darin bestärken, antisemitische Äußerungen zu erkennen und ihnen entgegenzutreten.“

„Wir wollen Sportlerinnen und Sportler darin bestärken, antisemitische Äußerungen zu erkennen und ihnen entgegenzutreten.“

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Frankfurt. Antisemitismus im Fußball ist alles andere als ein Nischenthema: „Vom offenen Judenhass bis zum codierten Ressentiment – im Fußball zeigen sich aktuelle Formen von Antisemitismus im Prinzip wie unter einem Brennglas“, erklärt Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank – Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen anlässlich der Konferenz  „You’ll  never walk alone – Strategien gegen Antisemitismus“, welche die Bildungsstätte gemeinsam mit dem Verein Makkabi Frankfurt und mit der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration heute in Frankfurt veranstaltet.

„Religionsfeindliche Übergriffe - aus welchem vermeintlichen Motiv auch immer – tolerieren wir nicht. Darüber hinaus haben wir vor dem Hintergrund unserer Geschichte eine besondere Verantwortung gegenüber jüdischem Leben in Deutschland“, macht Sozial- und Integrationsminister Kai Klose deutlich und fordert Aktive auch im Sport auf, Haltung zu zeigen und Diskriminierungen entschieden entgegen zu treten. „Diese Veranstaltung“, so Klose weiter, „trägt dazu bei, Sportlerinnen und Sportler darin zu bestärken, antisemitische Äußerungen zu erkennen und ihnen entgegentreten zu können.“ Der Sportverein sei im besten Fall ein Ort, an dem unterschiedliche Meinungen geäußert, gleichzeitig Argumenten zugehört und Teamfähigkeit ausgebildet werde.

„Das auch sonst populäre Schimpfwort ‚Du Jude‘ ist noch harmlos im Vergleich zu antisemitischen Fangesängen, in denen der Bau einer U-Bahn vom gegnerischen Stadion nach Auschwitz verkündet wird – ganz zu schweigen von den tätlichen Angriffen auf Mitglieder der Makkabi-Vereine“, so Dr. Mendel. Er erinnert auch an Eklats um antisemitische Aktionen wie jener im Jahr 2017, als Fans von Lazio Rom Aufkleber im Stadion verteilten, auf denen zum Zweck der Verächtlichmachung des Gegners ein Foto von Anne Frank auf das Trikot der verfeindeten Mannschaft montiert worden war.

Wie in der Gesamtgesellschaft äußert sich Antisemitismus auch im Fußball oft genug auf subtile und eher verdeckte Weise: „Verschwörungsideologien und verkürzte Kapitalismuskritik zeigen sich zum Beispiel am Unbehagen an der Kommerzialisierung von Fußball“, erklärt Mendel: Da heißt es beispielsweise, der Sport würde von übermächtigen Lobbygruppen gesteuert oder der gegnerische Verein werde vom ‚internationalen Finanzkapital‘ unterstützt, während der eigene Verein authentisch und unkommerziell sei. „Es ist zentral für die Bekämpfung von Antisemitismus im Fußball, dass immer mehr Vereine und Verbände das Problem erkennen“, so Mendel. Bei der Umsetzung geeigneter Gegenstrategien sieht der Pädagoge aber noch deutlichen Handlungsbedarf. „Wir müssen an der Basis ansetzen, das heißt die Trainerinnen und Trainer, Spielerinnen und Spieler und natürlich auch die Fans in ihrem Engagement für ein diskriminierungsfreies Spiel unterstützen.“

„Antisemitismus im Fußball geht uns alle an“, sagt Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. „Denn Fußball als beliebtester Sport in Deutschland spiegelt auch gesamtgesellschaftliche Einstellungen wider – deshalb ist es wichtig, dass alle Akteur*innen das Problem ernst nehmen und gegen Antisemitismus vorgehen.“

Die Konferenz, auf der namhafte Redner*innen wie Eintracht-Präsident Peter Fischer, die HR-Redakteurin Esther Schapira und der EU-Politiker Daniel-Cohn-Bendit über verschiedene Facetten des Themas diskutieren, findet im Rahmen des Integrationsvertrags des Landes Hessen mit der Bildungsstätte Anne Frank statt. Der Integrationsvertrag hat zum Ziel, Antisemitismus und Rassismus in der Migrationsgesellschaft zu bekämpfen. Dabei sind Kooperationen der Bildungsstätte Anne Frank mit weiteren außerschulischen Akteuren wie dem Verein Makkabi Frankfurt ausdrücklich vorgesehen. 
 

Hintergrundinformationen:

Bildungsstätte Anne Frank – Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen

Als Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen entwickelt die Bildungsstätte Anne Frank innovative Konzepte und Methoden, um Jugendliche und Erwachsene für die aktive Teilhabe an einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu stärken. Dabei greifen wir in unserer politischen Bildungsarbeit aktuelle Diskurse und Konflikte auf und betreiben den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis –u.a. mit der Tagungsreihe „Blickwinkel“ des antisemitismuskritischen Forums für Bildung und Wissenschaft. Fachkräfte erhalten Beratung in akuten Konfliktfällen sowie zum Umgang mit Radikalisierung und radikalisierten Jugendlichen. Mit zwei Beratungsstellen unterstützt die Bildungsstätte Anne Frank sowohl Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt (response.) als auch Menschen, die Diskriminierung erfahren haben (ADiBe Netzwerk Hessen). Neben dem Lernlabor „Anne Frank. Morgen mehr.“ bietet die Bildungsstätte Anne Frank mit dem Mobilen Lernlabor „Mensch, Du hast Recht(e)!“ eine Wanderausstellung, die seit 2014 auf Tour ist. Nach dem Umbau an der Hansaallee in Frankfurt zeigen wir wieder wechselnde Sonderausstellungen und bieten ein abwechslungsreiches Informations- und Diskussionsprogramm.

Kontakt für Pressevertreter

Benjamin Donath
Hessisches Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales - Pressereferat
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