Der hessische Minister für Soziales und Integration, Kai Klose, stellt eine Studie zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie vor. Die Studie hat insbesondere Zugewanderte und ihre Nachkommen betrachtet. „Wir wollten wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger die Pandemie-Situation erleben. Die Ergebnisse dieser Befragung zeichnen ein spezifisches Bild, wie Menschen mit Migrationshintergrund von den wirtschaftlichen und emotionalen Folgen der Pandemie betroffen sind. Dabei zeigt sich deutlich: Für den größten Teil der Menschen mit Migrationshintergrund in Hessen hat sich durch die Krise nicht allzu viel verändert. Über die Hälfte von ihnen hat keine größeren finanziellen Sorgen als vorher, der der überwiegende Teil fühlt sich auch nicht einsamer. Im Gegenteil: Über 60 Prozent haben sogar mehr Zeit für die Familie gewonnen“, sagt Minister Klose zu den Kernaussagen der Studie.
Die erhobenen Zahlen und Aussagen gehen auf eine repräsentative Befragung zurück, die im Januar und Februar 2021 im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration durchgeführt wurde. Sie zeigen, dass sich die Mehrheit der hessischen Bevölkerung keine Sorgen um die eigene finanzielle Situation und ihren Arbeitsplatz macht. Allerdings sind Menschen mit Migrationshintergrund dabei weniger optimistisch als Menschen ohne Migrationshintergrund. Mehr Sorgen machen den Hessinnen und Hessen hingegen die Wirtschaft (81 Prozent Zustimmung), die Gesundheit der eigenen Familie (80 Prozent) sowie der gesellschaftliche Zusammenhalt in unserem Land (75 Prozent).
„Obwohl die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen den Menschen in Hessen viel abverlangen, geht ein großer Teil sehr positiv mit der Situation um“, sagt Minister Klose – denn 69 Prozent der Befragten führen an, dass die Pandemie ihren Alltag entschleunigt hat und jeder Zweite gibt an, über mehr Freizeit zu verfügen. Am meisten vermissen die Befragten Veranstaltungen und Reisen, was auch aus der folgenden Abbildung ersichtlich wird:
Die Studie hat auch die Auswirkungen der Pandemie auf das Arbeitsleben ergründet. Für den größten Teil der Bevölkerung hat sich hier nichts verändert, 28 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund sowie 21 Prozent derjenigen ohne Migrationshintergrund berichten von einer Verschlechterung ihrer Arbeitssituation. Ein höheres Risiko, sich während der Arbeit mit Corona anzustecken, verspüren 40 Prozent der befragten Berufstätigen ohne Zuwanderungsgeschichte – unter den Befragten mit Zuwanderungsgeschichte sind es 49 Prozent.
Der Minister betont allerdings, dass die in der Studie festgestellten Unterschiede nicht in der Zuwanderung begründet liegen, sondern vielmehr sozioökonomische Faktoren dafür ausschlaggebend sind. Zugewanderte Menschen leben beispielsweise häufiger in beengten Wohnverhältnissen und arbeiten überdurchschnittlich oft Branchen, in denen Homeoffice nicht möglich ist.
„Es ist wichtig, bestehende Probleme zu erkennen, zu benennen und daraus Maßnahmen abzuleiten. Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration hat über sein Landesprogramm WIR bereits früh verschiedene Projekte für eine verbesserte Gesundheitsaufklärung und -prävention gefördert. Über Gesundheitslotsen und enge Kooperation mit Migrantenorganisationen stärken wir den Selbstschutz und den Schutz der Nächsten – das ist gerade in Zeiten der Pandemie ein wichtiger Dienst an der Gemeinschaft“, so Minister Klose.
Mit der der Befragung wurde eine wichtige Datenlücke geschlossen, denn bislang gab es keine Studie, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Bevölkerung mit Migrationshintergrund systematisch in den Blick nimmt. Die Erhebung basiert auf einer hessenweit durchgeführten repräsentativen telefonischen und online-gestützten Befragung von 1.011 volljährigen Personen mit und ohne Migrationshintergrund und ist unter https://hessenlink.de/HMSI169 abrufbar.