Ehrenamtliche Integrationslotsen im Portrait Teil I
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„Es sind die kleinen Schritte, um unabhängig zu werden,
wie das Fahrradfahren lernen.“
Integrationslotsin Emilia Rennert-Jellema, Internationales Zentrum Friedberg
„So viele schöne Geschichten waren es, welche ich in den letzten elf Jahren erlebt habe“, erzählt Emilia Rennert-Jellema. Sie strahlt, wenn Sie darüber spricht. Seit über zehn Jahren begleitet sie Geflüchtete, seit 2017 ist sie ehrenamtliche Integrationslotsin beim „Internationalen Zentrum Friedberg“.
Dass Sie bei ihrer Arbeit Menschen ins Herz schließt, scheint für Emilia Rennert-Jellema eine Selbstverständlichkeit zu sein: „Eine syrische Familie, deren Kinder wie unsere Enkelkinder sind“, erzählt sie, „und deren Vater eine Ausbildung als Aufbereitungsmechaniker Naturstein als zweitbester in Hessen abschloss!“. Das macht Emilia Rennert-Jellema stolz und glücklich.
Als Dozentin des Sprachförderprogramms der Hessischen Landesregierung „Deutsch4U“ hat sie sich das Ziel gesetzt, die Sprachförderangebote zu stärken. Besonders aber unterstützt sie Analphabeten, vor allem die, die bisher keine Schriftsprache erlernen konnten: „Es gibt einige Primäranalphabeten, welche noch nie eine Schule besucht haben. Sie erhalten zwar 2.000 Stunden Unterricht, was viel klingt. Aber das ist zu wenig. Ich verstehe, dass der Staat das nicht leisten kann, das fängt das Ehrenamt auf“.
Emilia Rennert-Jellema unterstützt Familien aus vielen Ländern der Welt, aus Äthiopien, Somalia, Eritrea, Syrien, Irak, Georgien, Ukraine… Ihre Antwort auf die Frage, was diese Familien brauchen, übt Kritik: „Sie benötigen vor allem Unterstützung, um Fuß fassen zu können, unbedingt aber auch, dass man sie annimmt“. Unsere Gesellschaft kann mehr dafür tun, dass Geflüchtete sich angenommen fühlen, so Ihre Meinung und Vorstellung davon, was eine Jede und ein Jeder beitragen kann, damit Integration keine Einbahnstraße ist. „Es sind die kleinen Schritte, um unabhängig zu werden, wie das Fahrradfahren lernen. Wir zeigen die Möglichkeiten auf und geben ein wenig Unterstützung, aber das muss gar nicht viel sein“, was klingt, als möchte sie Hürden abbauen oder Berührungsängste, die uns im Weg stehen, beiseite wischen. Vor allem aber wünscht sie sich, „dass wir einfach offen sind“ und mit kleinen Gesten den Menschen freundlicher begegnen. Auch darin braucht es nicht viel, meint sie: „Manchmal reicht auch nur ein ‘Guten Morgen‘!“.
Und dann muss sie los, zum Spielkreis für ausländische Kinder, den Frau Jellema-Rennert eingerichtet hat und „Spiel Spaß Sprache“ nennt – „damit Kinder nicht den Druck von der Schule erhalten, sondern sie mit mir Deutsch lernen können“.
„Ein bedeutsamer Faktor zur Verbesserung der Teilhabe.“
„Die Verbesserung der Teilhabechancen findet lokal statt und wird durch den persönlichen Kontakt wesentlich verstärkt. Daher ist die Arbeit der Integrationslotsen ein bedeutsamer Faktor zur Verbesserung der Teilhabe im Wetteraukreis. Wir unterstützen das Internationale Zentrum Friedberg bei der Umsetzung des Projekts, da wir von der Bedeutung dieser Maßnahme überzeugt sind, und danken ihm und allen Integrationslotsen für ihre wichtige Arbeit.“
Marion Götz, Kreisbeigeordnete Jugend & Soziales
Gut zu wissen!
Die Arbeit der Integrationslotsinnen und -lotsen wird von kommunalen, kirchlichen und gemeinnützigen Projektträgern nach den Bedarfen vor Ort geplant, organisiert und durchgeführt. Das Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales bezuschusst im Rahmen des Landesprogramms WIR Qualifizierungsmaßnahmen und Aufwandsentschädigungen.
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