Ehrenamtliche Integrationslotsen im Portrait Teil III

„Zusammenhalt und Menschlichkeit sind mir wichtig“

Muna Nur, Integrationslotsin

Heppenheim

„Zusammenhalt und Menschlichkeit sind mir wichtig, das ist meine Motivation“, leitet Muna Nur das Gespräch ein.

Seit 2016 unterstützt sie ehrenamtlich die Flüchtlingshilfe Heppenheim und wurde 2021 zur Integrationslotsin ausgebildet.

Muna Nur ist mit 29 Jahren und ihren beiden Kindern, die gerade einmal ein Jahr und zwei Jahre alt waren, aus Somalia nach Deutschland geflüchtet. Sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Schule besucht, aber brachte sich dennoch in Deutschland selbst Lesen und Schreiben bei. Sie bildete sich mit Sprachkursen und Computerkursen weiter und absolvierte Ihren Führerschein.

Muna Nur ist eine Frau, die mit Optimismus und Pragmatik Alltagshürden meistert und deren Lachen jeden Menschen ansteckt. In ihrem Büro in der Stadt plant sie Beratungstage und teilt sie nach Sprache auf: „Wir veranstalten einen somalischen Tag, an dem Somalisch sprechende Frauen ansprechbar sind. Und einen türkischen Tag zum Beispiel.“

Den größten Beratungsbedarf gibt es zur medizinischen Versorgung und zum Schulsystem. Sie begleitet viele Mütter zum Elternsprechtag oder auch zum Arzt. „Vor ein paar Monaten wurden einer Mutter beim Kinderarzt 130,- EUR für die Beratung abgerechnet! Das kläre ich natürlich auch“, erzählt Muna Nur.

Die Arbeit macht ihr Spaß und gerne wiederholt sie, wie dankbar sie dafür ist, „dass ich diese Chance erhielt, als Integrationslotsin zu arbeiten“.

Vieles musste sich Muna Nur erkämpfen und ist damit zu einem Vorbild geworden. Sie stärkt alle darin, was man mit Mut und Kraft alles erreichen kann. Sie wünscht sich, dass einige sich mehr selbst erarbeiten: „Jede und jeder muss irgendwann anfangen, für sich einzustehen“, selbst wenn die Integrationslotsinnen vor Ort seien und vieles übernehmen würden. „Grundlegend ist doch die Sprache, Geflüchtete müssen Sprache lernen, man muss was machen, sich erarbeiten, denn sonst geht es nicht. Aber es ist schwierig, darüber mit den Menschen zu sprechen und ihnen das auch zu sagen“, schließt die Integrationslotsin die Darstellung ihrer Erfahrung ab.

„Ich bin froh und dankbar, einen solchen Menschen zu kennen."

„Wenn ich an Muna denke und daran, was sie alles hinter sich hat und wie sie trotzdem den Menschen mit so viel Herz begegnet, dann bin ich froh und dankbar, solch einen authentischen Menschen zu kennen.“

Sandy Döbert, Hauptkoordinatorin Integrationslotsen Kreisstadt Heppenheim


Gut zu wissen!

Die Arbeit der Integrationslotsinnen und -lotsen wird von kommunalen, kirchlichen und gemeinnützigen Projektträgern nach den Bedarfen vor Ort geplant, organisiert und durchgeführt. Das Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales bezuschusst im Rahmen des Landesprogramms WIR Qualifizierungsmaßnahmen und Aufwandsentschädigungen.